"MAMA, DU SOLLST AUCH GLÃœCKLICH SEIN."
[Autorin: Amila, Lesezeit: 3 Min.]
Als ich über die Trennung von dem Vater meiner Tochter - und damit an das Beenden des klassischen Familienlebens - dachte, war für mich klar: Ich will auch glücklich sein, nur so kann ich auch mein Kind glücklich machen. Mir das einzugestehen hat eine Weile gedauert. Dein Kind spürt es, wenn Du angespannt bist, wenn du unglücklich bist und vor allem wenn versteckt gereizt bist. So sehr wir auch versuchen, all diese negativen Gefühle von unserem Kind fern zu halten, es gelingt nicht dauerhaft. Ich wünschte mich damals oft in die Zukunft. Wie sehr sehnte ich mich danach schon „alles“ hinter mir zu haben:
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die Aussprache der Trennung,
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die Familie und Freunde „informieren“,
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den Umzug,
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das Finanzielle,
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all den Papierkram,
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alle Ämtergänge und
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vor allem die ganzen Regelungen rund um unser Kind.
Jeder Mensch braucht dafür Geld. Nach knapp zwei Jahren Elternzeit ist das Polster auf dem Konto nicht besonders dick, wenn es überhaupt vorhanden ist. Es gehört so wahnsinnig viel Mut dazu, diesen Schritt zu gehen. Aber ich habe diesen Schritt gemacht. Denn ich habe genauso das Recht, glücklich zu sein.
Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt noch keine zwei Jahre alt. Als Papa auszog, sie mit Mama plötzlich alleine war und dann von heute auf morgen auch mit Mama in eine neue Wohnung zog. Die Krippe musste sie auch wechseln. Neue Umgebung, neue Bezugspersonen, neue Lebenssituation. Ich bekomme bei dem Gedanken daran immer noch ein flaues Gefühl im Magen. „Mein armes Kind“.
Lange Fragte ich mich, ob sie mir später mal für meine Entscheidungen Vorwürfe machen wird - vermutlich schon. Alle meine Gedanken von damals hielt ich fest, damit ich auch in vielen Jahren noch weiß, wie genau meine Lebensumstände waren, meine Beweggründe und meine Gefühle. Es bleibt mir nur zu hoffen, dass sie es irgendwann verstehen wird. Eine Bindung zwischen Mutter und Kind ist nie einseitig. Ich wünsche mir nichts mehr im Leben als das sie glücklich ist und sein wird. Ich glaube fest daran, dass meine Tochter sich das gleiche für mich wünscht.
Dieser Gedanke half mir sehr. Menschen die über euch urteilen, weil ihr um Hilfe bittet, sind nicht das, was man in dieser Zeit braucht. Es darf keine Schande sein, einen Kredit für eine Trennung aufzunehmen oder sich Geld zu leihen. Kein Mensch sollte Scham empfinden müssen, wenn er einen Antrag auf staatliche Hilfen stellen muss.
Wie sind wohl die ersten Wochen und Monate als Alleinerziehende? Das kann ich euch sagen, es war kein Zuckerschlecken. 24/7 lastete dieser Druck und diese Verantwortung auf mir und meinem Rücken. Jetzt, etwas mehr als ein Jahr später fühlt es sich die allermeiste Zeit komplett richtig an. Wir sind angekommen im Alltag. Ich bin Mama, ich könnte für mein Kind Berge versetzen! Und ja, ich kann es! Ich bin glücklich. Und ich strahle es auf meine Tochter ab. Das Gefühl kann so befreiend sein.